Senioren im Internet – eine Generation holt auf

Das Internet wird in erster Linie von jungen Menschen genutzt. Doch die Senioren holen auf. Die Gruppe der sogenannten Silver Surfer ist in den vergangenen fünf Jahren immer größer geworden. Durch die demografische Entwicklung, das Angebot an speziellen Computern und mobilen Geräten für die ältere Generation sowie zahlreiche Initiativen und Lernangebote schließt sich die Lücke zwischen den Generationen langsam, aber kontinuierlich. Die Nutzung des Internets bringt ein hohes Maß an Lebensqualität. Viele Ältere wollen darauf nicht verzichten.

Von völlig fit bis unsicher

Bei den 60- bis 69-Jährigen stieg der Anteil der Internetnutzer von 2014 bis 2018 von 64,5 auf 79 Prozent. Im vergangenen Jahr waren es bereits 80 Prozent. Bei den ab 70-Jährigen gingen nach Angaben des Statistikportals Statista 2014 29,4 Prozent online, 2018 waren es schon 45 Prozent und im vergangenen Jahr 60 Prozent. Immerhin nutzt jeder Dritte der über 70-Jährigen das Internet auch unterwegs.
Diejenigen Bundesbürger, die heute um die 60 sind, waren bei der Entstehung des Internets um die 35 Jahre alt. Es kommt nun eine Generation in das Seniorenalter, die zu den frühen Online-Anwendern gehört und von der sich eine große Zahl ebenso sicher im Netz bewegt wie die 14-Jährigen.
Momentan allerdings fühlen sich speziell Menschen über 70 abgehängt. Während sich nach einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung 79 Prozent der 14- bis 29-Jährigen eher sicher bis sehr sicher im Internet bewegen, gilt das nur für 41 Prozent der 60- bis 69-Jährigen. Und bei den über 70-Jährigen fühlt sich nur jeder Dritte (36 Prozent) eher sicher bis sehr sicher im Umgang mit dem Internet.

Digital für ein selbstbestimmtes Leben

Digitale Services und Anwendungen bieten gerade den älteren Generationen große Chancen: Sie können die Einsamkeit vermindern und helfen, den Kontakt zur Familie und zu Freunden zu halten. Und sie können das Leben leichter machen: Fast alle Einzelhändler bieten inzwischen einen Online-Lieferservice. Behördengänge präsentieren mehr und mehr Formulare online. Durch den rasanten Fortschritt an digitalen Angeboten vor allem im medizinischen Bereich kann der Zugang zum Internet sogar dazu beitragen, länger selbstbestimmt im eigenen Heim zu leben. Sprachassistenten können an die pünktliche Einnahme der Tabletten erinnern und Ärzte mit den älteren Patienten per Skype kommunizieren.

Die Enkelkinder als Zugpferd ins Internet

Natürlich müssen die Senioren an der digitalen Welt teilhaben wollen. Zahlreiche Initiativen bieten ihnen Unterstützung bei der Erschließung der für sie neuen digitalen Welt. Das Bundesministerium für Familie, Frauen und Jugend widmet dem Thema der Digitalkompetenz im Alter große Aufmerksamkeit. Lehrgänge werden organisiert und eigene Internetseiten für Senioren kreiert. Tatsächlich aber werden die meisten Senioren erst dann aktiv, wenn sie sich von den schönen Dingen des Lebens ausgeschlossen fühlen. Ein Enkelkind zum Beispiel, das zum Austauschjahr in die USA verschwindet, wirkt Wunder. Die Tatsache, dass die Kommunikation leicht per E-Mail oder WhatsApp aufrechterhalten werden kann, motiviert nicht wenige, sich der neuen mobilen Geräte anzunehmen. Familienzuwachs, den man sich gern per Fotos ansieht, ist ebenfalls ein starkes Zugpferd für die Beschäftigung mit dem Internet.
Die Studie „Digital mobil im Alter – Tablet PCs für Senioren“, die Telefónica Deutschland zusammen mit der Stiftung Digitale Chancen erstellte, fand heraus, dass für die Nutzung des Internets nicht allein das Alter entscheidend ist, sondern dass sie vielmehr durch soziale Kontakte und die persönliche Mobilität beeinflusst wird. 72 Prozent der Senioren, die an der Befragung teilnahmen, nutzen das Internet denn auch zum Senden und Empfangen von E-Mails, 66 Prozent für Informationen zum öffentlichen Nahverkehr, 53 Prozent zur Navigation, 48 Prozent zum Spielen und 46 Prozent für Reiseinformationen.
Übrigens schrecken die Senioren auch vor den sozialen Medien nicht zurück. 54 Prozent der 50- bis 69-Jährigen nutzten nach Angaben der ARD-ZDF-Onlinestudie 2019 täglich WhatsApp, zwölf Prozent sind bei Facebook aktiv und zwei Prozent präsentieren sich bei Instagram. Ab 70 Jahren verschicken immerhin noch 22 Prozent WhatsApp-Nachrichten, und zwei Prozent gehören zur Facebook-Gemeinde. Und diese Zahlen werden in den nächsten Jahren rasant wachsen.

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