BeReal – sei realistisch – oder doch lieber originell?

Es erscheint einigen wohl langweilig: Amely beim Abendessen, Fabian im Bus, Charlotta am Computer, Patrick im Kino – aber es sind doch einfach realistische Situationen aus jedermanns Leben? Mit der App BeReal senden Millionen Menschen täglich einen Schnappschuss an Freunde. Damit will die App den Menschen helfen, zu erkennen, wer die Freunde wirklich sind und wie ihr tägliches Leben aussieht. Allerdings: Was die Entwickler als Mantra der App wählten – BeReal – Sei echt – haben die User längst weiterentwickelt. Sei kreativ, sei witzig, sei vorbereitet, so ein inoffizielles Motto von BeReal. Da wird nichts mehr dem Zufall überlassen. BeReal ist ein spannendes Experiment in der Welt der Social Media.

Hoher moralischer Anspruch der Entwickler

Die App BeReal ist seit 2020 auf dem Markt. Entwickelt wurde sie von den Franzosen Alexis Barreyat und Kevin Perreau. Anders als bei Instagram, Facebook, TikTok & Co. können die User ihre Posts nicht zu einer beliebigen Zeit absetzen, sondern bekommen täglich zwischen 0.00 Uhr und 24.00 Uhr eine Benachrichtigung mit der Aufforderung, jetzt ein Foto aufzunehmen. Innerhalb von zwei Minuten müssen sie sowohl mit der Kamera auf der Vorder- als auch auf der Rückseite ihres Mobiltelefons fotografieren, was ihnen gerade vor die Linse kommt, und diese beiden Fotos mit Freunden teilen. Die Empfänger können dann mit speziellen, selbst zu kreierenden Realmojis reagieren. Die Fotos können archiviert werden, und am Ende des Jahres erhalten die Nutzer ein Video mit allen Aufnahmen.

Auf der Website von BeReal beschreiben die Entwickler den großen moralischen Anspruch der App: „Wir wollen für uns selbst, was wir für unsere Nutzer wollen – nicht dem Ruhm oder dem Rampenlicht nachjagen oder an Metriken wie die Anzahl der Follower oder die Anzahl der Downloads gebunden sein. BeReal ist hier, um Sie mit den Menschen zu verbinden, die Ihnen wichtig sind.“

So gibt das Unternehmen „im Geiste der Authentizität und Wahrhaftigkeit“ auch keine Zahlen zu Downloads oder Nutzern heraus. Im Internet kursieren diese Zahlen: monatlich 21,6 Millionen aktive Nutzer weltweit. 2021 soll die App gerade 920 000 aktive Nutzer gehabt haben.

Viel Publicity von Apple, Google Play Store und Saturday Night Live

Auch wenn diese Zahlen nicht bestätigt sind – Fakt ist: BeReal hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Hype vor allem der Generation Z entwickelt. An Publicity und Unterstützern fehlt es der App nicht. So wurde BeReal im November vergangenen Jahres mit den „App Store Awards 2022“ von Apple ausgezeichnet. Die innovative soziale App BeReal gebe den Nutzern einen authentischen Einblick in das Leben ihrer Familie und ihrer Freunde, teilt Apple mit. Die Auszeichnung erhalten Apps, die „Benutzer dazu inspiriert haben, sich tiefer mit der Welt zu beschäftigen, ihre Vorstellungskraft zu erweitern und mit Freunden und Lieben in Verbindung zu bleiben.“

Im Google Play Store wurde BeReal immerhin für die „Users’ Choice App 2022“ des Google Play Stores nominiert und zählt damit zu den zehn angesagtesten Apps der Android-Welt.

Die populäre amerikanische Comedy-Show Saturday Night Live widmete BeReal sogar einen Sketch. Und dieser bringt das Problem von BeReal auf den Punkt: Was passiert, wenn die Aufforderung zum Fotografieren gerade in dem Moment erfolgt, wenn man eine Bank überfällt?

Längst posten zahlreiche Nutzer keine langweiligen Alltagsfotos mehr, sondern zeigen sich in krassen Momenten: beim Fallschirmspringen, kopfüber im Müllcontainer und bei einer inszenierten Entführung. Freunde sehen dann zwar, dass dieses Foto nicht innerhalb der Zwei-Minuten-Frist geschickt wurde und damit nicht real sein kann – die Originalität steht dann aber über dem echten Ich. Letztlich sollen soziale Medien ja auch Spaß machen. Und damit die Technik diesen Spaß nicht verdirbt, empfiehlt sich ein schnelles und zuverlässiges Internet von E.ON Highspeed. Damit verpassen Sie zu Hause keine BeReal-Benachrichtigung mehr und können authentische oder inszenierte Aufnahmen machen, ganz nach Lust und Laune.

Rätsel um das Geschäftsmodell

Wie das Unternehmen Geld verdient, lässt sich nur schwer nachvollziehen, denn die App ist kostenlos und beinhaltet nach Aussagen der Betreiber auch keine Werbung. Alles, was BeReal bei der Anmeldung wissen will, sind Name, Alter, Telefonnummer, Benutzername und Passwort. Erst ab 13 Jahren darf ein Benutzerkonto angelegt werden.

Medien spekulieren, wie das Geschäftsmodell aussieht und ob die App zu einem späteren Zeitpunkt Abonnenten akquiriert oder an einen größeren Konkurrenten verkauft wird. Bekannt ist lediglich, dass die Gründer Risikokapital in Höhe von mehreren Millionen US-Dollar aufgebracht haben.

Ob sich die App zu einer ernst zu nehmenden Konkurrenz für Instagram, TikTok, Snapchat & Co. entwickelt, bleibt abzuwarten. Noch reichen die Nutzerzahlen nicht annähernd an die etablierten Social-Media-Kanäle heran. Die Idee des Einsatzes von zwei Kameras haben einige Wettbewerber allerdings schon übernommen.

 

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